Wieder dieses Brennen. Und dann noch die Unsicherheit: „Soll ich mit meinem Partner darüber sprechen?“ Wenn du zu den Frauen gehörst, die öfter mit Scheidenpilz kämpfen, kennst du diese Gedanken vielleicht nur zu gut. Dabei betrifft dieses Thema nicht nur dich allein, sondern auch deine Beziehung. Höchste Zeit, darüber zu reden.
Warum es kein Tabuthema sein sollte
Ein Scheidenpilz ist keine Seltenheit. Fast jede Frau erlebt im Laufe ihres Lebens mindestens einmal eine Infektion mit dem Hefepilz Candida albicans.¹ ² Doch wenn die Beschwerden regelmäßig wiederkehren, entsteht schnell ein Gefühl von Scham. Viele Frauen fragen sich: „Habe ich etwas falsch gemacht?“ oder „Kann ich meinen Partner anstecken?“
Die Antwort: Nein, du hast nichts falsch gemacht und ja, der Partner kann (muss aber nicht) eine Rolle spielen.

Scheidenpilz & Oralsex – wie groß ist das Risiko wirklich?
Viele sind überrascht, wenn sie nach Oralsex plötzlich wieder eine Pilzinfektion bekommen, denn der Zusammenhang ist wenig bekannt und wird oft verharmlost. Dabei gilt: Auch im Mund können sich Hefepilze ansiedeln.³
Der häufigste Erreger von Scheidenpilz, Candida albicans, lebt bei manchen Menschen ganz natürlich im Mundraum, ohne dass sie es merken. Insbesondere nach Antibiotika, bei Raucher*innen, bei hohem Zuckerkonsum oder gestörter Mundflora kann sich der Pilz stark vermehren. Beim Oralverkehr kann er dann direkt auf die empfindliche Schleimhaut im Intimbereich übertragen werden, besonders, wenn diese bereits aus dem Gleichgewicht geraten ist.
Das solltest du wissen:
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Pilze lieben feucht-warmes Milieu und die Mundhöhle ist dafür ein idealer Ort.
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Küssen oder Oralsex mit einer Person, die aktuell Mundsoor oder eine starke Hefepilz-Besiedlung hat, kann zur Infektion führen.
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Auch umgekehrt kann eine Frau durch Oralsex Hefepilze an den Partner oder die Partnerin übertragen.³
Tipp: Wenn du zu Pilzinfektionen neigst, kann es hilfreich sein, nach dem Oralsex den äußeren Intimbereich sanft mit Wasser zu reinigen und auf reizfreie Pflege zu achten. Auch die Mundgesundheit beider Partner*innen spielt eine größere Rolle, als man denkt.
Können Männer den Pilz wirklich übertragen? Ja, aber nicht so häufig, wie oft behauptet
Es stimmt: Männer können den Hefepilz beim Sex übertragen, vor allem, wenn sie selbst besiedelt sind (z. B. auf der Eichel oder unter der Vorhaut). Aber: In der Praxis sind Frauen viel anfälliger für Pilzinfektionen, weil ihre Schleimhäute empfindlicher sind, hormonell stärker schwanken und der weibliche Intimbereich den Erregern die besten Bedingungen gibt, um sich auszubreiten.
Studien zeigen, dass Männer seltener Symptome entwickeln und auch seltener als Träger nachgewiesen werden, trotzdem kann bei Paaren mit häufigen Rückfällen eine Mitbehandlung des Partners sinnvoll sein, um eine gegenseitige Übertragung zu vermeiden.³ ⁴
Wichtig ist: Männer sind nicht automatisch Schuldige, bei wiederkehrendem Scheidenpilz spielen meist viele Faktoren zusammen (z. B. Hormone, Milieu, Stress, Medikamente).
Warum Frauen häufiger betroffen sind
Frauen sind biologisch gesehen deutlich anfälliger für Pilzinfektionen. Das liegt vor allem an:
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der empfindlicheren Schleimhaut in der Scheide
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hormonellen Schwankungen (besonders durch Östrogen und Progesteron)
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der Anatomie (feuchter warmer Bereich, die perfekte Möglichkeit zum ausbreiten des Erregers)
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häufigeren Eingriffen ins Milieu (z. B. durch Tampons, Intimwaschlotionen, Antibiotika)
Während die Scheidenflora stark von Milchsäurebakterien geschützt wird, hat der Penis keine solche Schutzbarriere. Er ist aber auch weniger „einladend“ für Hefepilze, was erklärt, warum Männer selten Träger bleiben.¹ ²

Scheidenpilz von Frau zu Frau
In lesbischen Beziehungen oder zwischen Frauen beim Sex wird über Pilzübertragungen noch viel zu selten gesprochen, dabei ist auch hier eine Frau-zu-Frau-Übertragung möglich. Besonders dann, wenn beide Frauen eine gestörte Vaginalflora haben, kann sich der Pilz schnell vermehren und weitergegeben werden, oft ohne es zu merken.⁵
Das sind die häufigsten Wege der Übertragung:
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Oralverkehr (siehe oben)
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Gemeinsame Nutzung von Sexspielzeug: Werden sie nicht gründlich gereinigt oder zwischen dem Wechsel der Partner nicht geschützt (z. B. durch ein frisches Kondom), kann sich der Pilz ganz unbemerkt verbreiten. Besonders bei porösen Materialien oder bei Toys, die schwer zu reinigen sind, ist Vorsicht geboten.
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Direkter Schleimhautkontakt: Beim sogenannten Scissoring oder Reiben von Vulva an Vulva entsteht enger Hautkontakt, und genau dabei kann der Pilz weitergegeben werden, vor allem, wenn Feuchtigkeit und Wärme dazukommen. Da Scheidenpilz nicht nur „innen“, sondern auch an den äußeren Genitalien vorkommen kann, reicht dieser Kontakt oft aus, um die Infektion zu übertragen.
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Wechsel von Anal- zu Vaginalkontakt: Auch Hefepilze können im Darm vorkommen, ganz natürlich, aber sie können problematisch werden, wenn sie an andere Stellen geraten. Wenn zuerst Anal- und dann Vaginalkontakt erfolgt, ohne Händewaschen oder Toy-Reinigung dazwischen, kann der Erreger vom After in die Scheide gelangen.³ ⁵

Wenn Intimität zur Belastung wird
Ein Thema, über das kaum jemand spricht: Was macht eine wiederkehrende Infektion mit der Sexualität? Viele Frauen ziehen sich zurück, vermeiden Nähe oder haben beim Sex Schmerzen. Offene Kommunikation mit dem Partner kann hier viel bewirken. Denn Verständnis schafft Vertrauen und das ist die beste Grundlage für Intimität ohne Druck.
Tipp: Auch in Phasen ohne akute Beschwerden lohnt es sich, die Intimgesundheit zu stärken, zum Beispiel mit Milchsäurebakterien, die die natürliche Balance unterstützen.
Was du selbst tun kannst
Neben einer medizinischen Behandlung (z. B. mit Antimykotika) kannst du selbst einiges tun, um deine Schleimhäute zu schützen:
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Trage atmungsaktive Baumwollunterwäsche
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Vermeide Intimsprays und parfümierte Waschlotionen
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Den Intimbereich nur mit Wasser oder milden Produkten reinigen
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Achte auf eine stabile Scheidenflora z. B. durch probiotische Unterstützung
Viele Frauen berichten von positiven Erfahrungen mit speziell entwickelten Kuren, die Milchsäurebakterien enthalten, für ein gestärktes Mikrobiom im Intimbereich.
Und was ist mit Sex?
Solange du Beschwerden hast, solltest du auf Geschlechtsverkehr verzichten, allein schon wegen des unangenehmen Gefühls. Nach der Behandlung ist Sex wieder möglich. Und ja: Auch Kondome können helfen, die Infektion nicht weiterzugeben oder erneut zu bekommen, besonders bei wechselnden Partnern oder während der Behandlung.

Offenheit ist der erste Schritt
Scheidenpilz ist kein Zeichen mangelnder Hygiene oder falschen Verhaltens, sondern etwas, das viele Frauen betrifft. Es lohnt sich, offen mit dem Partner zu sprechen und gemeinsam auf Intimgesundheit zu achten. Und vor allem: auf dich selbst. Denn dein Wohlbefinden ist nicht verhandelbar.
Übrigens: Wenn du deiner Intimflora langfristig etwas Gutes tun möchtest, können Milchsäurebakterien in Form von Kapseln oder Vaginalzäpfchen eine wertvolle Unterstützung sein, gerade dann, wenn du anfällig für wiederkehrende Infektionen bist.⁶
1. Sobel J. (2007). Vulvovaginal candidosis. Lancet. 369(9577):1961–1971.
2. Yano J., et al. (2018). Candida albicans colonization in the vaginal tract. FEMS Microbiol Lett. 365(12):fny102.
3. Chew KL, et al. Oral and vaginal Candida colonization: transmission pathways. J Infect Dis. 2017;216(6):754–762.
4. Vermylen, D., Joly, B., & Lorette, G. (1992). Recurrent vulvovaginal candidiasis and male carriers: epidemiology and management. International Journal of Dermatology, 31(11), 794–797.
5. Marrazzo JM, et al. (2002). Candida transmission among female sexual partners. Sex Transm Dis.;29(6):380–385.
6. Mastromarino P, et al. (2013) Probiotic Lactobacillus for prevention of recurrent vulvovaginal candidiasis. J Clin Gastroenterol: 23–27.


