Du sitzt auf der Arbeit, in der Bahn oder beim Abendessen und es juckt. Und brennt. Und irgendwie fühlt sich dein Körper nicht mehr wie deiner an. Willkommen im Club: Drei von vier Frauen erleben mindestens einmal im Leben eine Scheidenpilzinfektion. So unangenehm es auch ist, du bist nicht allein und es gibt Hilfe.

Mikrobiom im Fokus: Wie gute Bakterien schützen
Was viele nicht wissen: Auch im Intimbereich leben Milliarden kleiner Helfer. Das sogenannte vaginale Mikrobiom ist ein komplexes Ökosystem (ähnlich wie das im Darm) und spielt eine entscheidende Rolle für deine Gesundheit.
Im Mittelpunkt stehen dabei die Laktobazillen (nützliche Milchsäurebakterien), die den pH-Wert im sauren Bereich halten und verhindern, dass sich schädliche Keime ausbreiten. Sie bilden eine natürliche Barriere gegen Bakterien, Pilze und andere unerwünschte Eindringlinge und sorgen dafür, dass sich der Intimbereich gesund und geschützt anfühlt.
Solange die „guten“ Bakterien in der Überzahl sind, ist alles im Gleichgewicht. Aber gerät dieses sensible Zusammenspiel aus der Balance, zum Beispiel durch Stress, Antibiotika, hormonelle Veränderungen oder aggressive Pflegeprodukte, können Beschwerden wie Ausfluss, Juckreiz oder Infektionen wie bakterielle Vaginose oder Scheidenpilz entstehen.
Ein stabiles Mikrobiom ist also weit mehr als nur ein Detail, es ist die Grundlage für Intimgesundheit und Wohlbefinden.
Hefepilze – ganz normal. Bis sie Überhand nehmen
Hefepilze wie Candida albicans sind ein ganz normaler Bestandteil des vaginalen Mikrobioms. In kleinen Mengen richten sie keinen Schaden an, im Gegenteil. Sie gehören zu der natürlichen Balance im Intimbereich.
Dafür sorgen vor allem die Laktobazillen, also die „guten“ Milchsäurebakterien. Sie halten den pH-Wert niedrig und schaffen ein saures Milieu, in dem sich Hefepilze nicht unkontrolliert vermehren können. Sie sind immer da. Nur eben in kleinen Mengen, unauffällig, ruhiggestellt durch die Milchsäurebakterien, die für ein saures, gesundes Milieu sorgen.
Problematisch wird es erst, wenn dieses innere Schutzsystem aus dem Gleichgewicht gerät. Dann blüht der Pilz auf, und zwar nicht, weil du etwas falsch gemacht hast, sondern weil dein Körper gerade nicht stark genug gegenhält.
Pilzinfektionen sind keine Hygiene-Frage und auch kein persönliches Versagen. Sie sind ein Zeichen dafür, dass dein Intimbereich Hilfe braucht, um wieder ins Gleichgewicht zu kommen. Dies muss von Innen geschehen, aber nicht nur mit Antimykotika, die den Pilz kurzfristig abtöten, sondern mit gezielter Unterstützung für die guten Bakterien.
Die häufigsten Auslöser
Es gibt viele Dinge, die das natürliche Gleichgewicht im Intimbereich durcheinanderbringen können, oft ganz unbemerkt. Die häufigsten Ursachen dafür sind:
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Antibiotika: sie bekämpfen nicht nur schädliche Bakterien, sondern auch die „guten“, die eigentlich schützen sollten. So haben Hefepilze leichtes Spiel.
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Hormonelle Veränderungen: ob in der Schwangerschaft, durch die Pille oder in den Wechseljahren, Hormonveränderungen wirken sich auf die Scheidenflora aus und können Pilzinfektionen begünstigen.
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Ein schwaches Immunsystem: wenn der Körper angeschlagen ist (z. B. durch Krankheit, Stress oder schlechte Ernährung), ist er anfälliger für Infektionen aller Art, auch im Intimbereich.
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Zu hoher Zuckerkonsum: Hefepilze lieben Zucker. Wer viel davon isst, liefert ihnen also die perfekte Nahrung
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Enge Kleidung aus Synthetik: keine Luft und viel Feuchtigkeit, genau das mögen Pilze. Besonders in Unterwäsche aus Kunstfaser fühlen sie sich wohl.
Diese Symptome solltest du kennen
Scheidenpilz macht sich in der Regel durch eine Reihe unangenehmer Symptome bemerkbar. Die Symptome können sich von Frau zu Frau unterscheiden, doch einige Anzeichen sind besonders typisch:
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Juckreiz und Brennen: Besonders der äußere Intimbereich ist oft betroffen, mit unangenehmem Juckreiz und brennendem Gefühl
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Dicker, weißer Ausfluss: Der Ausfluss kann an Hüttenkäse erinnern, ist meist geruchlos oder hat einen leicht süßlichen Duft
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Rötung und Schwellung: Eine gerötete und geschwollene Vulva, die empfindlicher wird, ist häufig
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Brennen beim Wasserlassen: Beim Urinieren kann ein brennendes Gefühl auftreten, da die Infektion die empfindliche Haut reizt
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Schmerzen beim Sex: Entzündungen und Reizungen machen den Geschlechtsverkehr unangenehm oder sogar schmerzhaft
Was bei einer Infektion wirklich hilft
Sobald du die Symptome von Scheidenpilz erkennst, gibt es wirksame Behandlungsmöglichkeiten, die dir helfen können, den Pilz schnell zu beseitigen und dein Wohlbefinden wiederherzustellen.
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Antimykotische Medikamente: Am häufigsten kommen antimykotische Cremes, Zäpfchen oder Tabletten zum Einsatz. Diese helfen, die Hefepilze gezielt zu bekämpfen und die Infektion zu stoppen. Je nach Schweregrad können diese Medikamente rezeptfrei oder nur mit Rezept erhältlich sein.
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Probiotika: Die Einnahme von Probiotika kann das mikrobielle Gleichgewicht im Intimbereich wiederherstellen, indem sie die „guten“ Bakterien unterstützen, die das Wachstum von Hefepilzen verhindern. Probiotika helfen dabei, das Mikrobiom langfristig zu stabilisieren und so wiederkehrende Infektionen vorzubeugen.
Zusätzlich zur Behandlung ist es wichtig, auf eine ausgewogene Ernährung und eine gute Intimpflege zu achten. Auch das richtige Hygieneprodukt spielt eine entscheidende Rolle. Wenn du die ersten Anzeichen einer Infektion bemerkst, solltest du nicht zögern, medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen. So kannst du die Symptome schnell lindern und deinem Mikrobiom wieder zu einem natürlichen Gleichgewicht verhelfen.
Warum dein Zyklus dein Infektionsrisiko verändert
Unser Menstruationszyklus hat viele Auswirkungen auf unseren Körper und dazu gehört auch der Intimbereich. Die beiden Hormone Östrogen und Progesteron spielen dabei eine zentrale Rolle. Sie beeinflussen nicht nur den Zyklus, sondern auch den pH-Wert der Vagina und das Gleichgewicht zwischen den „guten“ Bakterien und Hefepilzen. Solange dieses Gleichgewicht stimmt, ist alles gut. Doch je nachdem, in welcher Phase du dich gerade befindest, kann sich der pH-Wert verändern, was den Intimbereich mal mehr, mal weniger anfällig für Scheidenpilz machen kann.
Zu Beginn des Zyklus, wenn beide Hormonspiegel niedrig sind, steigt der pH-Wert. Das normalerweise saure Milieu, das die Hefepilze in Schach hält, wird schwächer und die Hefepilze wie Candida albicans können sich leichter ausbreiten. Aber keine Sorge, ab der Mitte des Zyklus wird alles wieder besser. Das Östrogen steigt, und die Vaginalschleimhaut produziert Glykogen, eine Nahrungsquelle für die guten Bakterien. Diese senken den pH-Wert wieder und sorgen dafür, dass die Hefepilze in Schach gehalten werden.
Rund um den Eisprung, wenn der Östrogenspiegel seinen Höhepunkt erreicht, gibt es sogar mehr Ausfluss. Das ist ein guter Indikator dafür, dass sich die Milchsäurebakterien weiter vermehren und der Intimbereich gut geschützt bleibt. Doch in der zweiten Zyklushälfte, wenn der Progesteronspiegel steigt, ändert sich wieder etwas. Der pH-Wert steigt erneut und das saure Milieu lässt nach. Dadurch können Hefepilze wieder besser gedeihen und das Risiko für eine Infektion steigt besonders, wenn der Intimbereich schon vorher etwas gereizt ist.
Schutz durch die Kraft der guten Bakterien
Damit es gar nicht erst zu einem Scheidenpilz kommt, ist ein gesundes Gleichgewicht der Bakterien im Intimbereich entscheidend. Die guten Milchsäurebakterien sorgen dafür, dass die Umgebung sauer bleibt und genau das hält die Hefepilze in Schach. Gerade in Phasen, in denen sich deine Hormone verändern, ist diese Balance besonders wichtig. Unterstütze deinen Körper gezielt, indem du Probiotika mit Laktobazillen einnimmst, so stärkst du deine natürliche Abwehr und kannst Infektionen langfristig vorbeugen.