Es gibt Dinge im Körper, über die kaum gesprochen wird, obwohl sie für das tägliche Wohlbefinden unverzichtbar sind. Eines dieser Wunderwerke sind die Döderlein-Bakterien. Sie zählen zu den wichtigsten Verbündeten, wenn es um das natürliche Gleichgewicht im Intimbereich geht und doch wissen viele gar nicht, welche bedeutende Rolle sie spielen.
Wer oder was sind Döderlein-Bakterien?
Bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts entdeckte der Gynäkologe Albert Döderlein diese besonderen Mikroorganismen. Es handelt sich dabei um Milchsäurebakterien, die von Natur aus in großer Zahl im weiblichen Intimbereich vorkommen. Ihre Hauptaufgabe besteht darin, Zuckerstoffe aus den Schleimhautzellen in Milchsäure umzuwandeln.
Dieses Prinzip ist erstaunlich simpel und gleichzeitig genial: Durch die Bildung von Milchsäure entsteht ein leicht saures Milieu (pH-Wert etwa 3,8–4,5). In diesem Umfeld fühlen sich die schützenden Bakterien wohl, während krankmachende Keime oder Hefepilze es deutlich schwerer haben, sich auszubreiten.¹ ²
Was macht Döderlein-Bakterien so einzigartig?
Nicht alle Milchsäurebakterien im Intimbereich sind gleich. Döderlein-Bakterien besitzen Eigenschaften, die sie besonders wirksam machen:
- Produktion von Milchsäure und Wasserstoffperoxid: Sie schaffen ein saures Milieu und hemmen gleichzeitig Krankheitserreger.³
- Optimale Anpassung: Sie können sich besonders gut an die Schleimhautzellen binden und dort langfristig bestehen.³
- Schutz durch Besiedlung: Indem sie Nährstoffe und Lebensraum besetzen, verhindern sie, dass schädliche Mikroorganismen Fuß fassen.³
- Fundament für das Gleichgewicht: Döderlein-Bakterien bilden das stabile Grundgerüst der intimen Mikroflora, auf das andere nützliche Bakterien aufbauen.³
Zudem gibt es verschiedene Arten von Milchsäurebakterien, wie unter anderem Lactobacillus crispatus, L.acidophilus, L. gasseri, L. iners und viele weitere. Jede Art bringt eigene Stärken mit: Manche produzieren besonders viel Milchsäure, andere zusätzlich Wasserstoffperoxid oder spezielle Abwehrstoffe. Erst im Zusammenspiel entsteht eine robuste Schutzgemeinschaft.¹ ³
Warum sind sie so wichtig?
Döderlein-Bakterien übernehmen Aufgaben, die auf den ersten Blick unscheinbar wirken – tatsächlich aber von großer Bedeutung sind:
- Sie schützen vor Infektionen: Ein stabiler pH-Wert ist die natürliche Barriere gegen unerwünschte Eindringlinge.
- Sie sorgen für Gleichgewicht: Gerät die Balance durcheinander, können Beschwerden wie Jucken, Brennen oder ungewöhnlicher Ausfluss die Folge sein.
- Sie sind Teil unseres Mikrobioms: So wie im Darm nützliche Bakterien das Verdauungssystem unterstützen, arbeiten Döderlein-Bakterien im Intimbereich.

Veränderung im Laufe des Lebens
Die Zahl und Aktivität der Döderlein-Bakterien bleibt nicht das ganze Leben gleich, sondern verändert sich mit den hormonellen Schwankungen der verschiedenen Lebensphasen. In der Kindheit sind sie nur in geringer Zahl vorhanden, da die Hormonspiegel noch niedrig sind. Erst mit Beginn der Pubertät und dem Anstieg des Östrogens vermehren sie sich deutlich und das natürliche Schutzsystem baut sich auf.² Während einer Schwangerschaft erreichen die Döderlein-Bakterien häufig ihre höchste Aktivität und tragen dazu bei, das Milieu stabil zu halten.
In den Wechseljahren hingegen nimmt die Zahl dieser Mikroorganismen oft wieder ab, da die Östrogenproduktion zurückgeht. In dieser Phase ist das natürliche Gleichgewicht anfälliger für Störungen, was das Risiko für Infektionen erhöhen kann. Deshalb ist es besonders wichtig, den Körper zusätzlich zu unterstützen – etwa durch sanfte Pflege, eine gesunde Lebensweise und bei Bedarf gezielte probiotische Ansätze. So kann das Schutzsystem auch dann erhalten bleiben, wenn die körpereigenen Döderlein-Bakterien weniger werden.¹
Wenn das Gleichgewicht ins Wanken gerät
Das sensible Zusammenspiel kann leicht gestört werden. Antibiotika zum Beispiel töten nicht nur Krankheitserreger, sondern auch nützliche Bakterien. Ebenso wirken hormonelle Schwankungen (etwa während der Menstruation, in der Schwangerschaft oder in den Wechseljahren) auf die Zahl und Aktivität der Milchsäurebakterien.
Auch alltägliche Faktoren wie Stress, Schlafmangel oder eine übertriebene Intimhygiene können die schützende Flora schwächen.⁴ Das Ergebnis zeigt sich häufig durch wiederkehrende Infektionen, die nicht nur körperlich unangenehm, sondern auch psychisch belastend sein können.
Unterstützung für die natürlichen Helfer
Die gute Nachricht: Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Döderlein-Bakterien in ihrer Arbeit zu unterstützen.
- Sanfte Intimpflege: Aggressive Waschlotionen oder desinfizierende Produkte sind überflüssig und können mehr schaden als nützen. Mild, pH-hautneutral und zurückhaltend lautet die Devise.
- Gesunde Lebensweise: Ausreichend Schlaf, eine ausgewogene Ernährung und Stressmanagement wirken sich auch positiv auf das Mikrobiom aus.
- Probiotische Unterstützung: Präparate mit Milchsäurebakterien, können helfen, die schützenden Mikroorganismen wieder anzusiedeln und so das natürliche Gleichgewicht zu stabilisieren.
Die Erkenntnisse über Döderlein-Bakterien zeigen eindrücklich, wie wichtig diese kleinen Helfer für das Wohlbefinden sind und warum der Schutz der Vaginalflora entscheidend ist. Mit den richtigen Produkten können Frauen ihre natürliche Balance sanft und wirksam fördern, ganz im Sinne der Entdeckung von Albert Döderlein.

Quellenverzeichnis:
1. Lepargneur JP, Rousseau V. (2002) „Protective role of the Doderleïn flora.“ J Gynecol Obstet Biol Reprod (Paris).31(5):485-94.
2. Chee, W. J. Y., Chan, C., & Tan, H. (2020). Vaginal microbiota and the potential of Lactobacillus spp. in maintaining vaginal health. Microorganisms, 8(11), 1679.
3. Holdcroft, A. M., Smith, L., & Patel, K. (2023). The vaginal microbiome in health and disease—What role does Lactobacillus spp. play? Frontiers in Cellular and Infection Microbiology, 13, 1009640.
4. Ansari, A. Z., Kumar, P., & Verma, A. (2023). Lactobacillus probiotics improve vaginal dysbiosis in asymptomatic women. Nutrients, 15(8).


