Verhütung gehört für viele Frauen zum Alltag, ob zur Familienplanung, zur Zykluskontrolle oder einfach für ein sicheres Gefühl. Was jedoch oft nicht mitgedacht wird: Die Art der Verhütung kann auch das empfindliche Gleichgewicht im Intimbereich beeinflussen. Einige Frauen leiden unter wiederkehrenden Infektionen, ohne die Ursache zu kennen. Dabei lohnt sich ein Blick auf ein Thema, über das kaum gesprochen wird, die Verbindung zwischen Verhütungsmethoden und der Scheidenflora.
Die Pille: kleine Tablette, große Wirkung
Die Antibabypille gehört nach wie vor zu den beliebtesten Verhütungsmethoden. Sie ist einfach anzuwenden und bietet eine hohe Sicherheit. Doch die enthaltenen Hormone, meist eine Kombination aus Östrogen und Gestagen, greifen tief in den natürlichen Hormonhaushalt ein. Sie unterdrücken nicht nur den Eisprung, sondern beeinflussen auch die körpereigene Produktion von Schleim, das Immunsystem und eben auch die Zusammensetzung der Vaginalflora.
Studien zeigen, dass Frauen, die die Pille einnehmen, häufiger ein verändertes Mikrobiom im Intimbereich aufweisen. Die Anzahl an schützenden Laktobazillen kann zurückgehen, während sich andere Bakterien schneller vermehren, darunter auch solche, die Infektionen begünstigen. Manche Frauen merken das bereits nach wenigen Monaten, bei anderen zeigen sich die Veränderungen erst nach längerer Einnahmezeit. Besonders häufig wird über ein erhöhtes Risiko für bakterielle Vaginose oder Pilzinfektionen berichtet.
Hormonspirale und Hormonimplantat: lokal, aber nicht ohne Folgen
Auch sogenannte Langzeitverhütungen wie die Hormonspirale oder das Hormonimplantat gelten als sicher und bequem, da sie über Jahre hinweg zuverlässig verhüten. Häufig wird davon ausgegangen, dass diese Methoden (weil sie lokal wirken) keine Auswirkungen auf den Rest des Körpers haben. Doch ganz so einfach ist es nicht.
Die eingesetzten Hormone gelangen über die Schleimhäute in den Blutkreislauf und beeinflussen das allgemeine Hormonmilieu. Auch wenn die Hormonkonzentration niedriger ist als bei der Pille, zeigen viele Nutzerinnen ähnliche Veränderungen im Intimbereich. Einige berichten über häufigere Infektionen, unangenehme Trockenheit oder ein diffuses Unwohlsein in der Intimzone. Das liegt daran, dass auch hier die körpereigene Bakterienbalance beeinflusst wird, oft unbemerkt, aber mit spürbaren Folgen.
Kupferspirale: hormonfrei, aber nicht neutral
Die Kupferspirale gilt als gute Alternative zur hormonellen Verhütung, vor allem für Frauen, die keine Hormone vertragen oder bewusst darauf verzichten möchten. Tatsächlich gibt sie keine Hormone ab. Stattdessen wirkt sie über Kupferionen, die eine Art Entzündungsreaktion in der Gebärmutter auslösen, um eine Einnistung zu verhindern.
Was viele nicht wissen: Diese entzündliche Wirkung kann sich bis in den vaginalen Bereich ausbreiten. Es wird darauf hingewiesen, dass Frauen mit Kupferspirale ein erhöhtes Risiko für bakterielle Vaginose haben (besonders in den ersten Wochen nach dem Einsetzten). Außerdem kann Kupfer auch die Milchsäurebakterien negativ beeinflussen und damit die natürliche Schutzfunktion der Schleimhaut schwächen. Die Folge: mehr Infektionen, vermehrter Ausfluss und eine insgesamt gereizte Intimflora.
Kondome: Schutz mit kleinen Stolpersteinen
Kondome sind hormonfrei und bieten den besten Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten. Aus mikrobiologischer Sicht sind sie damit eigentlich ideal für die Intimflora, zumindest in der Theorie. In der Praxis berichten viele Frauen von Irritationen nach dem Sex, besonders bei Verwendung von Kondomen aus Latex oder mit bestimmten Gleitmitteln. Latexallergien oder chemische Zusatzstoffe können das empfindliche Gleichgewicht stören, zu Trockenheit oder sogar kleinen Entzündungen führen. Auch wenn Kondome also keine Hormone enthalten, ist ihre Verträglichkeit nicht bei jeder Frau gleich.
Neue Methoden: Vaginalring, Diaphragma & Co.
Moderne Verhütungsmethoden wie der Vaginalring, das Diaphragma oder hormonfreie Verhütungsgels sind im Kommen. Doch auch hier lohnt sich ein kritischer Blick. Der Vaginalring etwa gibt Hormone direkt in die Schleimhäute ab, also genau dort, wo sich das Mikrobiom befindet. Das kann zu ähnlichen Veränderungen führen wie bei der Pille. Verhütungsgels und Diaphragmen sind zwar hormonfrei, enthalten aber oft Stoffe wie Nonoxynol-9 – ein Spermizid, das nicht nur Spermien, sondern auch nützliche Bakterien angreifen kann. So wird der Schutzmechanismus der Scheide geschwächt, ohne dass die Frau es sofort bemerkt.
Was kannst du tun, wenn du deine Verhütung nicht absetzen willst?
Die gute Nachricht: Du musst nicht gleich deine Verhütungsmethode wechseln, wenn du unter wiederkehrenden Infektionen leidest. Wichtig ist vor allem, deinen Körper zu beobachten und Veränderungen ernst zu nehmen. Wenn du merkst, dass dein Intimbereich empfindlicher reagiert, häufiger aus dem Gleichgewicht gerät oder sich Symptome häufen, kannst du aktiv gegensteuern.
Eine der einfachsten und wirkungsvollsten Maßnahmen ist die gezielte Unterstützung deiner Vaginalflora, zum Beispiel mit speziellen Hilfsmitteln für den Intimbereich. Diese enthalten ausgewählte Milchsäurebakterien, die dabei helfen, das natürliche Gleichgewicht wiederherzustellen. Manche Produkte wirken lokal, andere kannst du einfach schlucken. Wichtig ist, dass sie speziell auf die Bedürfnisse des weiblichen Intimbereichs abgestimmt sind.
Auch eine sanfte Intimpflege ohne aggressive Inhaltsstoffe, atmungsaktive Unterwäsche und eine ausgewogene Ernährung tragen dazu bei, dein Mikrobiom zu stärken. Wenn du unsicher bist, ob deine Beschwerden hormonell bedingt sind, lohnt sich auch ein Gespräch mit deiner Frauenärztin, manchmal hilft schon ein kleiner Wechsel, um dein Wohlbefinden spürbar zu verbessern.
Verhütung darf nicht zu Lasten deiner Intimgesundheit gehen
Verhütung ist wichtig. Aber deine Intimgesundheit ist es auch. Viele Frauen leben jahrelang mit Beschwerden im Intimbereich, ohne zu wissen, dass ihre Verhütungsmethode mitverantwortlich sein könnte. Dabei muss es gar nicht zu einem Entweder-oder kommen. Mit dem richtigen Wissen, etwas Achtsamkeit und gezielter Unterstützung kannst du deine Verhütung weiterführen und trotzdem im Einklang mit deinem Körper leben.
Wenn du dir mehr Balance wünschst, ist vielleicht genau jetzt der richtige Moment, deiner Scheidenflora etwas Gutes zu tun. Denn wahre Intimgesundheit beginnt dort, wo wir lernen, auf uns selbst zu hören.